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Alp/Nomaden

Moderne Nomaden

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Es gibt Hirten, die hängen nach nur einem Alpsommer ihre Träume vom freien und naturverbundenen Älplerleben für immer an den Nagel. Desillusioniert. Und es gibt Hirten, die haben ihr ganzes Leben lang nichts anderes gemacht, als bei jedem Wetter ihre vierbeinigen Schützlinge zu behüten. Ein Besuch bei einem Älplerpaar, das zusammen 80 Alpsommer auf die Waage bringt.

Linksufrig vom Fondeierbach, vom Steiner heraufkommend, nähert sich ein Mann, hager, grauhaarig und von drei wieselflinken Hunden begleitet. Seine Schritte auf dem unebenen und von Steinen übersäten Gelände sind lang und sicher.
Heiss scheint die Sonne auf den Platz zwischen Stall und Wohnhaus der Alp Sattel. Ein paar braunschwarze Ziegen lagern rund um den Stall, lassen hie und da leise ihre Glocken bimmeln. Auf das Klopfen hin öffnet sich die Türe des sonnenverbrannten Holzhauses und Eveline Berger tritt heraus, lachend und herzlich grüssend. Ihr Mann, der René, sollte auch gleich hier sein, meint sie, und schon springen drei bellende Hunde herbei, schnüffeln am fremden Gast und legen sich in den Schatten. Nun ist auch ihr Begleiter angekommen, der hagere Mann, stellt als erstes seinen langen Stecken neben die Haustüre und grüsst dann ebenfalls. René Berger, der Ehemann von Eveline, kehrt eben zurück von der Alp Steiner, von den 122 Kälbern, für die er verantwortlich ist.

Moderne Nomaden
Seit 1986, seit 27 Jahren ist das Ehepaar Berger hier im Fondei zuständig für die Fideriser Tiere, für zwei Alpen. René für die Kälber der Alp Steiner und Eveline für die Alp Sattel mit 55 Galtkühen und mit ihren eigenen 22 gemsfarbenen Gebirgsziegen und 15 Gitzi. Bei Bergers herrscht Gleichberechtigung. „Sonst würde es nicht funktionieren“, meint Eveline lachend. Keines rede dem anderen in seine Arbeit, helfe aber wo nötig aus.
Eine Hirtin und ein Hirt, während 27 Jahren zuständig für zwei Alpen, das ergibt 54 Alpsommer! „Gemeinsam bringen wir es dieses Jahr auf 80 Alpsommer, besser: 79 Sommer und einen Winter, wenn man das Schneewetter zusammen zählt, das in diesen Jahrzehnten geherrscht hat“, berichtigt René. Sein Älplerleben fing früh an, wurde ihm von seinen Eltern in die Wiege gelegt. Denn auch sie waren Hirten, moderne Nomaden, die sich dort niederliessen, wo ihre Dienste gefragt waren, und wiesen ihre Kinder früh in die Hirtenarbeit ein. „Ich habe übrigens die Kantonsschule besucht“, erzählt René mit aufblitzendem Schalk. „Ging in Grüsch zur Schule, in Chur, in Trimmis und in Haldenstein“, sagt er und lacht wieder. Dieses Jahr ist für ihn der 48ste Sommer, den er selbstständig arbeitend als Hirte auf einer Alp verbringt. „Ohni Alp könnti gar nid leba“, stellt der 61-Jährige fest.

Kind und Truthahn im Rucksack
Bergers betreiben in Langwies Landwirtschaft, müssen sich ihre Zeit auf der Alp gut einteilen, denn es gilt auch noch die Ernte für ihre Tiere einzufahren. Natürlich arbeiten beide hier für ihre Existenz. „Aber im Vordergrund stehen, trotz manchmal harten Zeiten, die Freude und Leidenschaft an diesem Leben und den Tieren“, sagen beide übereinstimmend.
Eveline ist in Schwamendingen aufgewachsen, hat in ihren Schulferien auf dem grosselterlichen Bauernbetrieb geholfen und wollte immer „puurna“. Das Haushaltlehrjahr machte sie in Maladers, und dort lernte sie René kennen. Vorerst jedoch wurde von ihr eine Lehre verlangt. „Also habe ich Verkäuferin gelernt und bin danach sofort wieder ins Schanfigg, um mit René auf die Alp First zu gehen“, erzählt die 52-Jährige.
1984 haben sie geheiratet. Tochter Jasmin kam 1985 und Nadine 1986 zur Welt. Hier im Fondei sind die beiden, weil der Weg zur Alp First mit einem kleinen Kind im Rucksack zu mühsam wurde und das zweite unterwegs war. Alp First, das bedeutete einen zweistündigen Fussmarsch, wöchentlich fünf Kilo Brot holen, ds Läckisalz, ja sogar den Truthahn im alten Militärrucksack – nur noch der Kopf habe heraus geschaut - dort hinauf buckeln.
Das Wohngebäude der Alp Sattel ist einfach gebaut. Bis vor zehn Jahren war nicht einmal ein Badezimmer vorhanden, und den Elektroherd haben sich Bergers angeschafft, damit nicht für jeden Kaffee der Holzherd eingeheizt werden muss. Hier sind auch ihre zwei Töchter aufgewachsen in der Sommerzeit und zeitweise von hier aus zur Schule gefahren worden. Nadine, die jüngere ist mit dem Down-Syndrom zur Welt gekommen und durfte, trotz Besuch des Schulheims in Chur, jede Nacht bei ihren Eltern verbringen.

In Holzzoggeln und Faltenhosen
Ein Älplerleben kann hart sein, Gefahren lauern überall. Einen Blitzschlag hat Eveline oben am Kistenstein erlebt. Ihre goldgelockten, langen Haare seien in alle Himmelsrichtungen abgestanden und René lag einige Zeit, wie lange weiss er nicht, bewusstlos neben einem vom Blitz erschlagenen Kalb. Ein andermal entging er nur knapp einem Steinschlag, die Zäunepfosten, die er vom Buckel fallen liess, waren danach in tausend Stücke zersplittert. „Das khört drzue“, sagt René.
Aber auch amüsantere Episoden wissen die beiden zu erzählen. Er habe manchmal unterhalb des Hauses im Fondeierbach gefischt und einmal einen Truthahn an der Angel gehabt, erzählt René. Eveline hätte ihn ans Telefon gerufen und so habe er die Angelrute an die Hauswand gelehnt. Und was hing danach an der Angel? Der Truthahn, der dem zappelnden Wurm nicht widerstehen konnte. „In Holzzoggeln und Faltenhosen ist er immer unterwegs gewesen“, erzählt Eveline schmunzelnd, „über Stock und Stein mit einer Hennächebijä vollä Hennä di Gredi uf von Strassberg zur Alp First.“ Wer die Gegend kennt, wird kaum glauben, dass dort jemand hoch gehen kann.
Das Aussortieren der Tiere am Ende des Alpsommers erledigen die beiden ohne die Besitzer. „Wir kennen die Tiere besser als der Bauer“, stellt René klar. Von den Fideriser Bauern schaut kaum jemand vorbei. Das beweist Vertrauen, Vertrauen in ein Paar, das seine Arbeit mit Freude und Leidenschaft ausübt, zusammengezählt seit 80 Jahren.

Erschienen im Prättigauer&Herrschäftler Aug. 2013 und im Bündner Bauer 37/2013

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