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Schindelmacherin

Schindelmacherin

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Der Schindelmacher steht für ein altes Handwerk. Der Schindelmacher ist  männlich, kräftig und wettergegerbt, ganz klar. Die Schindelmacherin? Ja doch, es gibt sie. Zu Besuch bei Eva Gredig in Safien Thalkirch.

„Statt Pullöver lismä, tuän i hald schindlä“, sagt Eva in breitem Walserdialekt. Sie steht an ihrem Lieblingsplätzchen im Freien, unter der goldgelb leuchtenden Lärche und bearbeitet mit Hammer und Schindeleisen eine Fichtenspälte. Zwei, drei dumpfe Schläge mit dem Hammer auf das Schindeleisen, eine kräftige Handbewegung desselben und schon ist wieder ein Schindelbrett von 12 bis 15 Millimeter Dicke abgespaltet. Jede einzelne Schindel begutachtet Eva danach, verpasst ihnen mit dem Schnitzerbeil, dem anderen, einfädig geschliffenen Spezialwerkzeug, gerade Kanten und entfernt wo nötig vorstehende Fasern. Die vierjährige Tochter Lea klettert derweil auf eine naheliegende Birke und rollt Kugeln aus dem kürzlich gefallenen Schnee.

Feinjährig und im Winter geschlagen
Das Arbeiten mit Holz liegt bei Eva in der Familie. Wie ihr Vater hat auch sie den Beruf der Schreinerin erlernt, aber nach der Lehre nicht lange Zeit ausgeübt, sondern ging z Alp. Lachend weist Eva mit ihrem Zeigefinger auf die gegenüber liegende Chüealp auf die Frage, wo sie denn als Zusennerin gearbeitet habe, damals vor 16 Jahren und beantwortet damit auch gleich die Frage, wie eine Fideriserin ausgerechnet nach Safien Thalkirch gekommen ist. Johannes Gredig, nach Feierabend als Hobbystrahler jeweils an der Alp vorbei Richtung Bruschghora unterwegs, kreuzte ihren Weg und sie blieb.

Zu Eva und Johannes haben sich in den Jahren die Töchter Julia, 14, Nina, 12 und Lea, 4 Jahre alt gesellt. Sie wohnen im Gassli in einem vor fünf Jahren neu erbauten Strickhaus, das nächsten Frühling auf der Wetterseite ein Schindelschild erhält. Im Safiental, speziell im hinteren Teil „gugschets“ manchmal gehörig, trifft Schnee und Regen horizontal auf die Hauswände. Diese Schindeln zu fabrizieren, daran arbeitet die 38-jährige derzeit. Natürlich mit im Safiental gewachsenem Fichtenholz, feinjährigem, im Winter geschlagenem und von ihr aus der Rinde geputztem. Später hat sie dieses in 57 Zentimeter lange Bürrli versägt, grob gespalten und vor ihrem Schlechtwetter-Arbeitsplatz, einem alten Gädeli  gestapelt. Ein alter Spruch besage, dass das Holz für das Dach in der Nähe vom Haus geschlagen werden müsse, weiss Eva. Holz, das gewachsen im selben Klima, auf derselben Meereshöhe verwendet werde für ein Dach, halte erwiesenermassen um einiges länger als Holz, das von weiter her stamme. Natürlich wäre Lärche noch haltbarer, aber im Safiental sind diese dünn gesät.

Sind die Schindeln erst einmal fabriziert, ist es ein Kinderspiel sie zu verlegen. Würde man meinen. Aber auch dabei gilt es einiges zu beachten. Schindeln sollten entsprechend ihrer Wuchsrichtung verlegt werden, also das der Wurzel näher liegende Teil der Schindel immer am tieferen Punkt des Daches. Das gewährleistet das bessere Abfliessen vom Wasser entlang der Fasern. Nicht zu unterschätzen sind dabei auch die Rechenarbeiten, denn auch ein Kaminausschnitt oder der First müssen bei der dreifach-Überdeckung der Schindeln beachtet werden. Ansonsten genügen Hammer und Nägel sowie ein Beil um pro Reihe die Schlussschindel einzupassen. Und natürlich die Schindeln. Die hat Eva handlich verschnürt in Päckchen, die bei Dreifachdeckung einen halben Quadratmeter Dach bedecken und so das Berechnen der nötigen Schindeln vereinfachen.

Projekt Safier Ställe
In der gemütlichen Küche ihres Hauses, bei Kaffee und Totäbeinli – nach Fideriser Rezept – erzählt Eva, wie sie zu diesem speziellen Handwerk kam.
Vor etwa 12 Jahren entstand in Safien das Projekt „Safier Ställe“ mit dem Ziel, die vielen landschaftsprägenden Ställe wie früher mit Schindeln aus Safier Holz zu decken, statt mit kostengünstigerem Wellblech. Eva erhielt eine Anfrage, ob sie da als Hölzige mitwirken möchte. So kam es, dass Eva bei ihrem Lehrmeister, dem Schindelmacher Jakob Gartmann aus Safien Platz dieses alte Handwerk erlernte, gemeinsam mit ihm die Schindelwerkstatt betreibt und sie die fabrizierten Schindeln, dank Beiträgen von Institutionen, kostengünstig abgeben können. Erfreulicherweise sind in etwa elf Jahren 35 Safier Ställe mit diesen Schindeln eingedeckt worden.

Aus der Tätigkeit in Safien entwickelte sich auch die Zusammenarbeit der Schindelwerkstatt mit dem Untervazer Schindelmacher Patrik Stäger und seiner Frau Heidi. Und so stand Eva kürzlich auf dem heimischen Kirchturm von Fideris, gemeinsam mit Jakob und Stägers und umhüllte die zwiebelförmige Kuppel mit von ihr gespaltenen Fideriser Lärchenschindeln. Wohltuend für’s Auge gügslet der Turm nun rotgolden schimmernd ins Tal und obendrauf zeigt der vergoldete Güggel die Windrichtung an.

 

Die Entwicklung
Ob nigelnagelneu und goldgelb glänzend oder verwittert und silbern schimmernd, eine Kulturlandschaft mit Schindeldächern erfreut das Auge. Lange Zeit waren neue Schindeldächer kaum mehr zu sehen. Die vielen Dorfbrände, das Aufkommen der weniger arbeitsintensiven und kostengünstigeren Hartbedachungen und die obligatorische Gebäudeversicherung setzten diesem Kulturlandschaftsbild ein Ende und damit auch dem Schindelmacher, jedenfalls um ein Haar. Seit einiger Zeit hat dieses alte Handwerk wieder Aufwind erhalten. Das mag verschiedene Faktoren haben. Sicher hat der bekannte Untervazer Schindelmacher Lorenz Krättli, genannt „Stotzlenz“ als Kapazität auf diesem Gebiet, dazu beigetragen. Ebenfalls geholfen haben dürfte der renommierte englische Architekt Norman Forster, der im Jahr 2003 in St. Moritz die Chesa Futura bauen und sie in ein Lärchenkleid hüllen liess, bestehend aus 250‘000 Schindeln. Ein Lärchenkleid natürlich aus Untervazer Produktion und unter der Leitung von Stotzlenzen Enkel, Patrik Stäger. Der war nämlich in seines Grossvaters Fussstapfen getreten und ist heute gemeinsam mit seiner Ehefrau Heidi längst auch ein Experte auf diesem Gebiet. Vermehrt greifen Architekten auf ihn zurück, wie grad jüngst bei der „Tegia da vaut, der Waldhütte in Domat Ems von Gion A. Caminada. Ebenfalls für den Erhalt dieser Handwerks-Tradition wirkt mit Erfolg der Verein Pro Safien wie oben zu lesen ist. Informationen unter www.safierstaelle.ch

Erschienen in Cubatura 1/2015
Das Magazin für Architektur, Bauen, Erhalten und Wohnen in Graubünden

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